Kroatien: Ende der Grenzkontrollen

Quelle: Tagesschau

Kroatien kann im Januar dem Schengen-Raum ohne Passkontrollen beitreten. Darauf verständigten sich die zuständigen Minister der 26 Mitgliedsstaaten. Bulgarien und Rumänien bleiben hingegen außen vor. Das liegt vor allem am Veto Österreichs.

Der Weg für den Beitritt Kroatiens zum Schengen-Raum ohne Grenzkontrollen ist frei. Darauf verständigten sich die zuständigen Minister der 26 Schengen-Staaten bei einem Treffen in Brüssel, wie die tschechische Ratspräsidentschaft mitteilte.

Die Kontrollen an den Landgrenzen des beliebten Urlaubslands sollen bereits Anfang des kommenden Jahres wegfallen. An den Flughäfen soll es ab Frühjahr keine Kontrollen mehr geben. Für Touristen dürfte die Reise in das Adria-Land also deutlich einfacher werden. Bislang stehen Reisende aus Deutschland im Sommer oft stundenlang im Stau, um ins Land zu kommen. Kroatien führt Anfang 2023 zudem den Euro als Zahlungsmittel ein.

Enttäuschung für Bulgarien und Rumänien

Eine große Enttäuschung mussten dagegen Rumänien und Bulgarien hinnehmen. Ihre Aufnahme in den Schengen-Raum wurde vor allem durch Österreich blockiert. Die derzeitige tschechische Ratspräsidentschaft versuchte zwar mit mehreren Kompromissvorschlägen, einen Beschluss für alle drei Länder zu erzielen – letztlich aber erfolglos.

Neue Mitglieder können nur einstimmig in den Schengen-Raum aufgenommen werden. Rumänien und Bulgarien warten seit 2011 auf den Beschluss.

Karner: Zu viele Migranten nach Österreich

Österreichs Innenminister Gerhard Karner hatte bereits vor dem Treffen angekündigt, gegen die Erweiterung um Rumänien und Bulgarien zu stimmen. Es sei falsch, ein System, das nicht funktioniere, zu vergrößern. Damit spielte der konservative Politiker darauf an, dass aus Wiener Sicht zu viele Migranten nach Österreich kommen, obwohl eigentlich die Länder an den EU-Außengrenzen für sie zuständig wären.

In diesem Jahr gab es Karner zufolge bereits mehr als „100.000 illegale Grenzübertritte“ nach Österreich, von denen 75.000 zuvor nicht registriert worden waren. Tatsächlich ist die unerwünschte Migration in die EU zuletzt deutlich gestiegen. Zwischen Januar und Oktober zählte die Grenzschutzagentur Frontex 281.000 irreguläre Grenzübertritte – ein Anstieg um 77 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Zumindest mit Blick auf Rumänien waren die Zahlen derer, die dort registriert wurden und zwischen Januar und Oktober 2022 unerlaubt nach Österreich weiterreisten, jedoch sehr niedrig.

Gegen die Aufhebung der Kontrollen zu Bulgarien zeigten auch die Niederlande Widerstand, etwa wegen rechtsstaatlicher Bedenken.

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Kritik von Faeser: Erkennbare Fortschritte erzielt

Deutschland dagegen befürwortete ebenso wie die EU-Kommission, auch Bulgarien und Rumänien vollständig in den Schengen-Raum aufzunehmen. Die drei Länder sind schon jetzt zum Teil an die Schengen-Regeln gebunden, doch wurden die Kontrollen an den Binnengrenzen zu ihnen bislang aufrechterhalten.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser sagte, sie könne die Haltung Österreichs nicht nachvollziehen. „Es wurde vereinbart, dass geguckt wird: Sind Fortschritte erzielt worden? Sie sind erkennbar erzielt worden.“

Auch EU-Kommission für Aufnahme Bulgariens und Rumäniens

Diesen Fortschritt hatte den drei Ländern auch die EU-Kommission bescheinigt. „Die drei Beitrittskandidaten haben getan, was sie tun mussten, und sie sind bereit, den Schutz unserer Außengrenzen zu gewährleisten“, sagte Kommissionsvize Margaritis Schinas. „Es ist ungerecht, ihnen nicht die Chance zu geben, die sie verdient haben und die ihnen zusteht.“

Dem Schengen-Raum gehören derzeit 22 EU-Staaten sowie Norwegen, Liechtenstein, Island und die Schweiz an. An den Binnengrenzen zwischen diesen Staaten gibt es in der Regel keine stationären Grenzkontrollen.

Wie Kroatien den Euro einführt

Von Stephan Ueberbach, ARD-Studio Brüssel

Kroatien darf 2023 den Euro einführen. Welche Bedingungen muss ein Land erfüllen, um der Währungsunion beizutreten? Und: Müssen alle EU-Staaten irgendwann Mitglied der Eurozone werden?

Wenn Kroatien am 1. Januar 2023 seine bisherige Landeswährung, die kroatische Kuna, durch den Euro ersetzt, können die Menschen in insgesamt 20 EU-Ländern mit der europäischen Gemeinschaftswährung bezahlen. Wer zum exklusiven Club der sogenannten Eurozone gehören will, muss vorher eine Reihe von Hausaufgaben erledigen.

Staatsfinanzen müssen im Griff sein

Zu den Voraussetzungen für einen Beitritt gehören unter anderem solide Staatsfinanzen, eine niedrige Inflationsrate und eine unabhängige Zentralbank. Außerdem muss das jeweilige Land nachweisen, dass es seine Banken beaufsichtigt und konsequent gegen Geldwäsche vorgeht.

Euro Einführung in Kroatien height=Euro Einführung in Kroatien

Kroatien habe sämtliche Bedingungen inzwischen erfüllt, heißt es im aktuellen Bericht der EU-Kommission. Die anderen Kandidaten – Bulgarien, Rumänien, Tschechien, Ungarn, Polen und Schweden – sind dagegen noch nicht so weit, aus jeweils unterschiedlichen Gründen. In Schweden hatte ohnehin bei einer Volksabstimmung 2003 eine deutliche Mehrheit die Euro-Einführung abgelehnt.